Die Geschichte von Rayk Magnus

Die Geschichte von Rayk Magnus

Nachdem wir schon zwei wundervolle Töchter (2014 und 2018) an der Hand hatten, endlich auch mehr Platz und es ansonsten auch gut lief entschieden wir uns 2019, dass ein drittes Wunder uns komplett machen würde. Im Oktober durfte ich positiv testen doch leider hielt dieses kleine Glück nicht und in der 9ssw musste ich wegen Missed Abort zur Ausschabung. Nach dem Schock und einer kleinen Pause hielt ich im März 2020 den nächsten positiven Test in der Hand, wir freuten uns natürlich, aber im Hinterkopf schwirrte trotzdem die Angst mit, dass wieder kein Herzschlag zu sehen wäre.  Die Zeit bis zur ersten Untersuchung beim Frauenarzt zog sich wie Kaugummi. Der Tag kam und alles sah super aus inklusive Herzschlag ❤ Wir warteten diesmal zur 12.SSW bis wir es allen anderen erzählten. Die großen Schwestern freuten sich wie verrückt und wünschten sich einen kleinen Bruder. Die Schwangerschaft verlief, trotz meines Diabetes Typ 1,dem Blutdruck der ab der 25.SSW höher war und zum Ende hin Symphysenschmerzen eigentlich komplikationslos. Bei der Feindiagnostik war alles Super, der Wunsch der großen Schwestern wurde bestätigt und wir freuten uns alle auf den kleinen Mann.

In der 34.SSW sank plötzlich mein Insulinbedarf drastisch und mein Diabetologe schickte mich mit Verdacht auf Plazentainsuffizienz ins KH. Ich hatte zwar, laut Ctg, leichte Wehen, aber beim Doppler war alles unauffällig und auch die Plazenta arbeitete normal. Also wieder ab nach Hause und wenigstens noch zwei Wochen durchhalten.
Am 25.10.2020, bei 37+3ssw es war ein Sonntag, hatte ich den ganzen Tag über immer wieder einen harten Bauch, was ich von der Schwangerschaft mit unserer zweiten Tochter schon kannte. Ich erzählte meinem Mann davon und da wir ja noch Wochenende hatten und es nicht stark schmerzte, wollten wir abwarten und Montag früh erstmal zur Frauenärztin fahren. Die Nacht konnte ich, aufgrund der Symphysenschmerzen mal wieder nicht schlafen und mir fiel auf das der kleine Mann sich nicht wirklich bewegt hatte. Da es eh nur noch ne halbe Stunde war bis mein Mann zur Arbeit musste, stand ich auf und versuchte mit Hilfe von kaltem Sprudelwasser unseren zwerg zu animieren. Das klappte bisher immer. Es brauchte ein paar Versuche bis er sich meldete, aber das beruhigte mich und ich legte mich nochmal hin, bis die Mädels in den Kiga mussten.
Gegen 7:30Uhr rief mein Mann mich von der Baustelle, die zum Glück nicht weit weg war, an und erkundigte sich wie es mir geht und ob er kommen solle. Da unser Bauchzwerg sich immer noch nicht so viel bewegte wie sonst, mir Kotzübel war und ich ein komisches Gefühl hatte, fing ich das weinen an und mein Mann machte sich direkt auf den Heimweg. In der Zeit machte ich die Mädels fertig und rief im Kreißsaal der Klinik an, weil meine FÄ Montags erst um 10 Uhr öffnete und fragte nach ob wir kommen sollten. Die Hebamme dort meinte ich solle erst zur FÄ, aber wenn es nicht auszuhalten wäre könne ich auch direkt kommen. Ich entschied mich zuerst zur FÄ zu fahren. Als mein Mann da war brachten wir zusammen die Mädels in den Kiga und informierten die Omas, damit die großen versorgt sind.
Bei der Frauenärztin kam ich direkt ans Ctg und es war sehr schwierig den Herzschlag zu finden, aber er war da. Danach wurde noch ein Ultraschall gemacht und sie meinte nur, dass alles soweit gut aussieht, aber das Herz ein bisschen zu schnell schlägt und sie jetzt in der Klinik anruft, dass er geholt wird und wir uns auf den Weg machen sollen.
Auf dem Weg ins KH haben wir uns noch Gedanken über den Zweitnamen gemacht, da der noch nicht fest stand.

Aufgrund von Corona musste ich dann erstmal alleine in die Klinik und mein Mann wartete, mit der Namensliste, auf dem Parkplatz im Auto.
Im Kreißsaal angekommen musste ich erst eine Urinprobe abgeben und einen Coronatest machen. Nach den 15 Minuten Wartezeit sollte ich ans Ctg, aber die Hebamme fand immer nur meinen eigenen Herzschlag. Ich dachte mir nichts dabei, weil es beim Frauenarzt ja schon schwer war die Töne unseres Sohnes zu finden. Es kam eine zweite Hebamme, die es dann im Liegen nochmal versuchte und tastete wie der Zwerg lag. Doch als auch sie keine Herztöne fand wurde die Ärztin gerufen, die einen Ultraschall machen sollte.

Also ging ich in den anderen Raum, legte mich auf den Stuhl und guckte in Richtung Ultraschallgerät. Die Ärztin kam, nahm den Schallkopf und kaum das sie ihn auf meinem Bauch hatte drehte sie den Bildschirm weg, so dass ich nichts sah. In diesem Moment wusste ich, dass etwas nicht stimmte. Sie schallte nicht lange, aber für mich war es wie eine Ewigkeit. Als sie fertig war guckte sie mich an und meinte nur " Es tut mir leid, aber das Herz schlägt nicht mehr." In dem Moment dachte ich nur, dass die sich verguckt haben müssen. Ich hatte das Herz doch vor einer Stunde noch schlagen sehen wie konnte es das denn jetzt nicht mehr tun?
Ich verstand gar nix mehr und die Tränen rollten immer weiter. Danach funktionierte ich nur noch irgendwie.
Ich gab der Hebamme die Handynummer meines Mannes, der ja immernoch nichtsahnend im Auto saß, damit er hoch kam. Ich wurde währenddessen in einen Kreißsaal gebracht und wartete nun, mit meinem Gefühlschaos und einer Hebamme, auf meinen Mann.
Nach gefühlten Stunden ging endlich die Tür auf, die Ärztin kam mit meinem Mann, der nicht wusste was los war, rein. Er sah mich, nahm mich in den Arm und fragte nur ob es ganz große Scheisse wäre. Ich konnte nur nicken und da erklärte die Ärztin schon, wie es jetzt weiter geht. Da unsere beiden Töchter schon per Kaiserschnitt kamen und weil unser Sohn laut Ultraschall sehr groß und schwer geschätzt wurde, sollte es auch jetzt wieder einer werden. Wir wurden aufgeklärt und dann ging die Vorbereitung los.
Während mir die Hebamme alles nötige brachte fragte sie uns, ob wir Dein Sternenkind kennen würden und sie einen anrufen solle. Ich hatte paar Wochen vorher die Seite auf Facebook geliked und wusste was für eine wertvolle Arbeit die Fotograf*innen leisten. Also entschieden wir, dass sie dort anruft.
Dann ging es in den OP, mein Mann saß bei mir und um 15:37 Uhr mit 59cm und 4970g wurde unser Rayk Magnus direkt in den Himmel geboren. Weil während der OP mein Blutdruck in den Keller ging sahen wir ihn nicht sofort, sondern er wurde uns dann im Kreißsaal gebracht.

Als die Hebamme mit ihm in einer blauen gehäkelten Decke kam, grinste sie und sagte er wäre ein sehr süßer und der Name würde passen. Sie gab ihn mir und mein Mann und ich sagten fast gleichzeitig, dass er wie seine Schwestern aussehen würde. Wir kuschelten, prägten uns alles ein und sprachen mit ihm.
Kurze Zeit später kam dann auch schon Natalie de Vries von dein Sternenkind und machte die wundervollsten Erinnerungen von Rayk, die wir haben. Sie brachte so viel Liebe und auch ein Stück Geborgenheit mit in den Raum, dass der Schmerz in diesen Momenten erträglicher wurde. Sie sprach die ganze Zeit sowohl mit uns wie auch mit Rayk, als wenn wir uns mit Freunden zum Kaffetrinken verabredet hätten. Es war einfach schön auch wenn der Anlass ein trauriger war.
Auch 3 Tage später, als die großen Schwestern endlich ihren Bruder kennen lernten und wir uns zuhause in aller Ruhe von Rayk verabschieden konnten hatten wir das Glück, dass eine Fotografin zur Verfügung stand und so auch Geschwisterbilder entstanden, die die Mädels ganz stolz in ihren Zimmern stehen haben.
Und seit Februar 2022 erzählen wir unserem Regenbogenmädchen, dass ihr großer Bruder sie uns geschickt hat und von seinem Stern aus auf uns alle aufpasst.

Wir sind so dankbar das es die Fotograf*innen von Dein Sternenkind gibt, denn so haben wir alle die Erinnerungen an Rayk nicht nur in unseren Herzen.

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