Sternenmädchen Marie Louise

Schon seit Wochen wird mein Herz schwer. Heute ist es schon 12 Jahre her. Und doch fehlst du mir sehr.
Als ich damals von dir erfuhr war ich hin und weg und habe jede Übelkeit gerne in Kauf genommen. Jede Untersuchung hast du mir bravour gemeistert. Mein Bauch wuchs und meine Vorfreude wurde von Tag zu Tag größer. Bei jedem Ultraschall sah man sich zappelnd auf dem Bildschirm und dein Herz schlug immer kräftig.

Bis dieser Tag alles veränderte. Ich war bei Ikea, fühlte mich irgendwie unwohl. Mein Bauch wurde immer wieder hart. Ich nahm mir vor am darauf folgendem Tag den Frauenarzt aufzusuchen.
Am Abend wurde ich unruhig und hatte Probleme einzuschlafen. Hatte Herzrasen und mir war irgendwie komisch.

Am Morgen wachte ich auf mit Krampfartigen schmerzen auf, konnte Mich kaum bewegen. Als ich aufstand sah ich die blutlache in meinem Bett. Wie in Trance fuhr ich direkt zum Frauenarzt. Hatte mir immer wieder eingeredet das alles in Ordnung sei, ich bin schon in der 18+5 da kann so etwas passieren. Ich streichelte meinen Bauch und sprach zu dir. Mein kleines Mädchen.

Beim Frauenarzt angekommen wurde ich direkt ins Untersuchungszimmer gebeten. Die Frauenärztin schalte auf meinem Bauch herum, und ich konnte die Stille in diesem Raum förmlich hören.
Die Ärztin bat mich, mich nochmals auf die Seite zu drehen. Irgendwann unterbrach sie den Ultraschall, und sagte diese Worte die ich niemals mehr vergessen werde: „Es tut mir leid, ich höre keinen Herzschlag mehr.“ Ich bat sie noch Mals genau hinzuschauen. Doch auch dann war kein Herzschlag mehr zu hören. Ich konnte es nicht fassen, ich sah dich doch auf dem Bildschirm, jedoch diesmal ohne Bewegungen. Völlig automatisiert zog ich mich an, und fragte was ich denn jetzt tun müsse. Die Ärztin rief auf meinem Wunsch in der Frauenklinik an, Gab mir eine Einweisung. Ich nahm meinen Mutterpass In die Hand und verließ die Praxis.

Stand unter Schock, und fuhr ich in die Klinik. Mein damaliger Partner kam hinzu.
In der Frauenklinik angekommen, fragte mich die Schwester Ob ich denn zum 3-D Ultraschall kommen würde. In diesem Moment bin ich zusammengebrochen.
Man brachte mich ins Zimmer, und sagte mir dass sie mir jetzt einen Wehen Mittel verabreichen würden. Tage später war dann der „Eingriff“ geplant. Heute würde ich anders entscheiden, heute würde ich dich auf natürlichem Wege auf die Welt bringen. Es tut mir leid das ich mir das damals nicht zugetraut habe.

Als ich aus der Narkose aufwachte, Wusste ich, das du meinen Bauch verlassen hast. Heute, hättest du das Anrecht auf eine Beerdigung, Ach was würde ich dafür geben, einen Platz zu wissen wo ich dich besuchen kann, jederzeit und so oft ich möchte. heute würde ich dich sehen, dich berühren, Und dich auch Fotos verewigen wollen.
Freunde und Familie kam mich besuchen, alle redeten mir gut zu, Dass ich noch jung sei, dass ich immer noch die Chance hätte schwanger zu werden, dass ich jetzt stark sein müsste. Aber hatte ich den kein Recht zu trauern?
Auch die Zeit zu Hause war sowohl eine körperliche als auch eine psychische Belastung für mich. Ständig musste ich erklären warum der Runde Bauch Nicht zu einem niedlichem Wesen in meinen Armen geführt hat.
Es war ein langer und steiniger Weg, und doch hat sich meine Trauer verändert. Ich denke heute mit voller Liebe an dich zurück.
Ich hatte das große Glück, noch einmal schwanger zu werden, und auch in dieser Schwangerschaft begleiteten mich Ängste und sorgen. Doch ich bin mir sicher dass mein Sternen Mädchen Marie Louise dafür gesorgt hat das mein Hübscher, intelligenter, und wundervoller Etienne Mir geschenkt wurde.