Eine kleine Geschichte von einem Sternenkind.
Ich musste zuerst Daniel von seinem Stern in den Bauch seiner Mutter zurück bringen und es muss alles um mich still sein. Kein Radio, kein Handy und auch kein TV durfte angestellt werden. Das Fenster in meinem Arbeitszimmer musste geschlossen bleiben und meinen Kindern habe ich gesagt, dass sie mich nicht stören dürfen. Nicht einmal, wenn das Haus in Flammen steht, oder wenn ihr Vater anrief. Zur Antwort habe ich gesagt, dass ich an einem schwierigen Text arbeite. Meine beiden Kinder haben sich Gott sei Dank daran gehalten.
Die Stille half mir, mich auf seine Stimme zu konzentrieren. Es war, als wenn ich in einen anderen Zustand hineinglitt und meine Wirklichkeit sich langsam ausblendete.
"Mama, in meiner Höhle ist es dunkel und warm. Ich bin von warmen Wasser umgeben, was mich schwimmen lässt. Wenn du dich bewegst, dann bewegt sich auch das Wasser, in dem ich bin und mich schaukelt, das habe ich gerne. Wenn du gelacht hast, dann hüpfte ich im Wasser und das hat Spaß gemacht. Aber was mir gut gefallen hatte war, wenn etwas über meine Höhle gestrichen war, war das deine Hand, Mama ? Dann habe ich versucht, mit meinem Kopf die Höhlendecke zu berühren. Es hat sich so gut angefühlt und wir waren uns nahe. Dann habe ich mich nicht bewegt. Einmal hast du gesungen und ich habe mit gesummt. Dann war etwas geschehen, ich wurde in meiner Höhle hin und her geschubst, das hat mich überall gekitzelt und ich musste niesen.
Mama singe. Ich höre so gerne deine Stimme. Sie klingt so leicht wie das warme Wasser, in dem ich liege. Dann bin ich eingeschlafen. Dann aber, wenn du laut gesprochen hast, hast du mich aufgeweckt. Dann habe ich auf das vertraute Klopfen solange zugehört, bis ich wieder eingeschlafen bin.
Mama, in meiner Höhle versuche ich mich zu drehen, sogar einen zu purzeln, das war aufregend. Ich weiß nicht genau wo ich mich befinde, aber es muss ein Ort sein, in dem ich mich wohl fühle und wachsen kann. Bald wird mir meine Höhle zu eng. Aber noch kann ich herumschwimmen und abwechselnd einen Fuß gegen meine Höhlenwand treten, dann hast du versucht meinen Fuß festzuhalten, ich war schneller und habe den Fuß zurückgezogen und ich habe gelacht. So haben wir oft miteinander gespielt. Dann habe ich mit meinen Fäusten gegen meine Höhlendecke gepocht, hast du mich gespürt ? Manchmal habe ich geweint, wenn ich deine Stimme nicht gehört habe. Ich habe mich dann nicht bewegt. Aber das war nur kurz. Dann habe ich deine Stimme wieder gehört, dann bin ich herumgepurzelt und du hast deinen Bauch gestreichelt und ich habe gespürt, dass ich eine wunderbare Mama bekommen werde.
Auch die Stimme von Papa habe ich gehört, wenn er mit mir gesprochen hat und über deinen Bauch gestreichelt hat, dann habe ich ihm meinen Fuß entgegen gestreckt. Mama, einmal hast du gehustet und ich wurde vom Wasser des Lebens geschubst und bin aufgewacht: Dein Herzschlag hat mich beruhigt.
Mama, in meiner Höhle steht ein kleiner Engel. Er sieht mich an und lacht mit mir. Er lächelt mich an und spricht leise zu mir.
"Daniel, komm, folge mir!"
Mama, ich muss nun gehen. Weine nicht, Mama. Ich gehe auf eine schöne, weite Reise.
Erst sind wir über die Milchstraße gehüpft, dann über den Regenbogen gerutscht. Mama, das hat richtig Spaß gemacht, - habe Papa und dich weinen gehört, als er sagte: Daniel, unser kleiner Sohn, ist jetzt bei den Sternen. Das hat schön und traurig geklungen!
Mama, wenn morgens die Sonne aufgeht und der Engel "Morgenschön" die Sternenkinder mit leiser Stimme weckt und uns fragt, wie viele Sternenkinder sich am blauen Himmelszelt befinden, dann rufen wir alle zusammen, dass wir das nicht wissen: Das weiß nur der liebe Gott!
Dann hüpfe ich mit den anderen Sternenkindern auf meinen Lieblingsstern herum und Gott lächelt uns zu. Mama, weine nicht. Ich werde immer in deinem Herzen wohnen. Dort ist für immer mein Platz."
Bei dem letzten Satz habe ich die Stimme in meinem Kopf nicht mehr gehört. Es war still. Ich habe getan, um was mich Daniel gebeten hatte.
Erschöpft von der Konzentration rieb ich mir meine Augen. Ich weiß nicht, wie lange ich noch vor meinem Computer saß. Ich habe kein Zeitgefühl. Dann erhob ich mich und ging wie in Trance aus meinem Zimmer, durch den Flur, bog links und durchquerte das Wohnzimmer, öffnete die Balkontüre und trat auf den Balkon. Ich atmete die noch warme Oktoberluft tief ein. Was war mit mir da eben geschehen ?
Alles war still. Ich bekam keine Antwort. Dann war es richtig. Ich wagte mich nicht, das Geschehene in Zweifel zu setzen. Besser, ich hinterfrage es nicht. Muss ich das wissen ? Nein ! Ich muss nicht wissen, welche Geheimnisse, die irgendwo, zwischen Himmel und Erde, entschieden werden, in Erfahrung zu bringen. Ich atmete, es war mehr ein Seufzen.
Die doch recht warme Oktoberluft ließ mich langsam wieder zu mir zurück finden. Dann traf mich erneut ein heftiger Schmerz, denn der schwierigste Teil stand mir noch bevor.
Wie sage ich es meiner Freundin ? Wie soll ich es ihr erklären ? Welche Worte brauche ich dafür ? Es wird mir Bange ums Herz. Aber es nutzt mir nichts.
Ich nahm mein Handy, drückte ihre Nummer und wartete. Mir wurde es immer klarer, dass es sich hier um etwas Außergewöhnliches handelte. Es war keine alltägliche Geschichte und auch kein alltäglicher Dienst! Darüber war ich mir im Klaren. Dann hörte ich ihre Stimme. Sie klang so traurig, dass ich mein Handy am liebsten weggeworfen hätte, so unglücklich fühlte ich mich, als ich mich meldete: "Hier Helga. Bitte Karin, leg nicht auf. Ich habe eine Botschaft von deinem Sohn Daniel." Und ich erzählte ihr, was geschehen war. Danach fragte ich sie: "Darf ich dir die Geschichte zukommen lassen, Karin ?"
Schweigen.
Meine Freundin hat leise ja gesagt. Ich schickte ihr die Geschichte zu. Ich war erleichtert.
Nach mehr als zwei Wochen meldete sich meine Freundin. Sie weinte und sagte nur danke. Was für eine schöne Geschichte.
Auch, wenn mein Sohn Daniel nicht bei mir ist, so habe ich seine Worte und die trösten mich.
Damit war meine Aufgabe erfüllt.
Ich habe meine Freundin gefragt, ob ich mich von Zeit zu Zeit bei ihr melden darf. Ich dachte an Telefonseelsorge. Sie war damit einverstanden.
Was konnte ich anderes schon tun ? Ich habe sie einmal in der Woche angerufen, ihr das Gefühl zu geben, mit ihrem Los nicht allein zu sein war mir einfach wichtig. Und ich verbat mir, sie nach der Geschichte zu fragen. Obwohl mir die Fragen unter den Nägeln brannten.
Dann, nach einigen Monaten, ich werde es nie vergessen, wir telefonierten. Karin redete über alle, wie ihr Umfeld sich verhielt... es entstand eine Pause.... ich wartete. Dann sagte sie: "Helga, am vergangenen Sonntagabend habe ich den Mut gehabt, die "Geschichte von Daniel" aus der Schublade meines Schreibtisches zu holen. Ich habe sie gelesen Helga ! Auch, wenn mein Sohn nicht mehr bei mir ist, so lese ich seine Worte ! Helga... ! Vielleicht musstest du über meinen Sohn schreiben. Wenn ja, dann hat es eine "Höhere Macht" so entschieden. Helga, auch wenn ich meinen Sohn Daniel nie im Arm halte, ihn nie sehen werde, so werden mich seine Worte trösten", flüsterte Karin leise.
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