Unser kleiner Sonnenschein war bereits 6 Tage über dem Termin aber alles war
in Ordnung. Mir ging es gut, das CTG und der Ultraschall am Morgen beim Arzt
war auch super. Wir haben uns entschlossen, am Nachmittag mit unserem Sohn
noch ein Eis essen zu gehen, denn schließlich muss er ich ja bald die
Aufmerksamkeit von uns teilen.
Alles war einfach perfekt. Als wir fertig waren, haben wir unseren Sohn zur Oma gebracht, damit wir, wenn es los geht, gleich in die Klinik fahren können und nicht noch warten müssen, bis jemand für unseren Sohn da ist.
Den Abend haben wir ruhig ausklingen lassen und gegen halb 9 verspürte ich
leichte Wehen.
Ich sagte zu meinem Mann er soll sich schon mal schlafen legen, denn ich
vermute es wird eine lange Nacht. Ich bin derweil in die Wanne gegangen, um zu
schauen, ob die Wehen blieben oder wieder verschwinden.
Sie blieben.
Auch ich bin dann ins Bett gegangen, um mich noch ein wenig auszuruhen. Als dann gegen halb 11 die Wehen immer stärker wurden und auch in kürzeren Abständen kamen, habe ich meinen Mann geweckt und gesagt, er soll sich anziehen. Es geht los, bald haben wir unsere Prinzessin im Arm.
Als wir nach 25 Minuten Autofahrt in der Klinik ankamen und endlich im Kreißsaal
waren, war ich schon ein wenig erleichtert.
Ich wurde ans CTG angeschlossen und untersucht.
Alles in Ordnung.
Hoffentlich dauert die Geburt nicht auch 25 Stunden wie bei unserem Sohn. Ein paar Minuten später kam eine Ärztin um ein Ultraschall zu machen. Alles in Ordnung.
Wir sind dann vom Vorzimmer Richtung Kreißsaal gelaufen, auf dem Weg dorthin
bin ich nochmal schnell auf die Toilette.
Die Wehen wurden dort immer stärker und als auch ich im Kreißsaal ankam,
sagte ich nur, es drückt so nach unten und ich habe das Gefühl als müsste ich
mit pressen.
Ab da an ging alles ganz schnell.
Ich wurde aufs Bett gelegt, zum CTG anlegen blieb keine Zeit.
Bei jeder Wehe dachte ich, bald ist sie da.
Es ging alles so schnell.
00.57 Uhr, unsere Tochter war endlich da. Sie schrie nicht.
Sie haben unsere kleine Sophia dann schnell raus zu den Ärzten gebracht.
Die Minuten vergingen nicht, es war eine Ewigkeit, bis endlich mal eine Ärztin zu
uns kam und sagte, dass sie beatmet wird und auf die Neo verlegt wurde.
Ich konnte nichts mehr außer Schmerz und Angst fühlen.
Mein Mann durfte dann zu ihr auf die Neo und kam lange Zeit nicht wieder.
Ich lag alleine im Kreißsaal.
Irgendwann kam eine Hebamme zu mir und sagte, dass unsere Tochter in eine andere Klinik verlegt wird um dort nötige Therapien einzuleiten. Ich wollte sofort mit, durfte aber nicht.
Wir wurden dann auf die Station verlegt und eine Ärztin kam zu uns und erklärte
uns alles. Ich kam mir vor wie im Traum, ich habe nix verstanden, ich wollte nur
meine Tochter haben.
Am Morgen habe ich mich dann gleich zu Sophia verlegen lassen. Als ich dort
gegen 12.00 Uhr ankam bin ich gleich auf die Neo um sie zum ersten mMal zu
sehen.
Da lag sie, unser Mädchen, 3740 Gramm schwer, 54 cm groß und wunderschön. Sie lag auf einer Kältematte, die die Körpertemperatur senkt, um das Hirn zu schützen, sie wurde beatmet, hatte einen Katheter und Sonde und bekam verschiedene Medikamente.
Die Ärzte versuchten uns zu erklären, was mit ihr ist, aber wir verstanden erst nach und nach. Vielleicht wollte wir es auch nicht wahr haben.
Ich habe viel Zeit bei meiner Tochter verbracht, habe Milch für sie abgepumpt und hätte alles dafür gegeben ihren Kampf für sie zu kämpfen. Mein Mann kümmerte sich derweil zu Hause um unseren Sohn, kam uns aber jeden Tag besuchen.
3 Tage kämpfte sie nun schon wie eine Kriegerin und uns wurde nach jedem
einzelnen Gesprächen mit den Ärzten und Schwestern bewusst, dass es gar
nicht gut aussieht.
Abends saß ich bei ihr am Bett, habe ihre Hand gehalten und weinte.
Ich habe ihr gesagt, dass sie, egal welchen Weg sie wählt, wir hinter ihr stehen
und unsagbar stolz auf sie sind.
Sie versuchte zum ersten Mal ihr Äuglein zu öffnen und schaute mich an.
Am nächsten Morgen war ich schon seit 6.00 Uhr bei ihr, ich konnte einfach nicht
mehr schlafen.
Ich sang ihr Lieder vor und erzählte ihr Geschichten von ihrem Bruder, der sich
so auf sie freute.
Gegen Mittag bin ich auf mein Zimmer gegangen, um mich ein wenig
auszuruhen.
Als ich die Augen schloss und die Sonne durch das Fenster auf mein Gesicht
schien, klopfte es.
Es war der Arzt der meine Tochter betreute.
Er brauchte noch ein paar Unterschriften von mir und erzählte mir, dass sich
Sophia ihr Zustand durch das neue Medikament ein wenig verbessert hat.
Ich freute mich wahnsinnig.
Der Arzt war weg und ich beschloss mich weiter auszuruhen. Die Sonne schien
mir ins Gesicht und ich fühlte endlich wieder Hoffnung.
Plötzlich klopfte es wieder, die Tür ging auf und ich sah die Schwester von der
Neo und in dem Moment wusste ich es.
Wir haben den Kampf verloren.
Ihr Zustand hatte sich binnen weniger Minuten massiv verschlechtert. Weinend lief ich durch die Gänge des Krankenhauses auf dem Weg zu meiner Tochter. Ich rief noch schnell meinen Mann an, damit er zu uns kommen konnte und wir gemeinsam ihren letzten Weg gehen.
Wir saßen einfach nur an ihrem Bett, hielten ihre Hand und weinten, bis ihr kleiner Körper seine letzte Kraft verbraucht hatte.
Wir wollten Fotos von unserer hübschen Prinzessin haben, Fotos ohne
Beatmung und Geräte.
Die Ärzte und Schwestern kümmerten sich sofort darum.
Ein paar Stunden später kam Astrid.
Mit ihrer einfühlsamen und liebevollen Art hat sie wunderschöne Fotos gemacht. Sie hat
unsere Tochter mit ganz viel liebe Fotografiert und berührt. Als ich meine Tochter für ein
Foto auf dem Arm hatte, hatte ich für einen Moment das Gefühl bei einem ganz normalen
Fototermin zu sein. Astrid war in den schlimmsten Stunden für uns da und auch wenn wir
sie vorher nicht kannten gab sie uns ganz viel Kraft und hat eine Erinnerung geschaffen
die uns keiner mehr nehmen kann.
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