Es war der 15.11.2017 mir ging es Abend nicht so gut, ich hatte Unterleibsschmerzen aber dachte mir nichts bei und ging zu Bett.
Die Nacht auf den 16.11.2017 habe ich sehr schlecht geschlafen bin immerzu wach geworden, und wieder dachte ich mir nichts dabei. Die Schmerzen wurden über den Morgen hinweg immer immer schlimmer und langsam machte ich mir Sorgen. Gut, dachte ich, du hast nachher einen Termin bei deiner Frauenärztin, dann sprichst du sie darauf an.
Ich habe mich gewaschen, angezogen und bin noch mal zur Toilette.
Von eine Sekunde auf die andere Sekunde traf es mich wie ein Blitz, es stimmte was nicht, ich
fühlte, wie etwas aus mir raus rutscht, scheiße, was ist das ? Ich fühlte und auf einmal hatte ich eine
Blase in der Hand.
Nein nein nein was zum Teufel ist das ?! Das ist doch jetzt nicht dein ernst, es ist doch nicht die
Fruchtblase, das kann nicht sein.
Voll in Panik rief ich meinen Mann auf der Arbeit an, unter Tränen sagte ich ihm, etwas stimmt
nicht, ich glaube unsere Babys kommen. Ich sollte versuchen ruhig zu bleiben und die
Frauenärztin anrufen.
Gesagt, getan ich rief sie an, sie sagte ich sollte den Krankenwagen rufen und mich hinlegen.
Ich tat was sie sagte und in der Zwischenzeit kam mein Mann nach Hause, der Rettungswagen war
alarmiert. Mein Mann versuchte mich zu beruhigen aber ehrlich gesagt hat er es nicht.
Ich hatte wehenartige Schmerzen, ich wusste genau, dass das überhaupt nicht gut war. Ich weinte
und weinte.
Der Rettungswagen ist eingetroffen, mein Mann brachte unseren Sohn zur Oma und mich haben
sie ins Krankenhaus gebracht.
Vor Ort wurde ich untersucht, bekam Wehenhemmer und die Ärzte verfielen in Panik, sie konnten
mir nicht helfen.
Die einzige Möglichkeit, die bestand, war in eine andere Klinik gebracht zu werden, in ein Level 1
Klinikum.
Der Arzt rief sämtliche Kliniken an und endlich hatte er eine gefunden, die einen Hubschrauber
Landeplatz hat und uns aufnehmen kann.
Der Hubschrauber wurde gerufen und ich bin ins Klinikum Essen geflogen worden. Es war
mittlerweile 13 Uhr als ich dort ankam. Die Ärztin wurde gerufen und untersuchte mich. Es
schaute nicht gut aus. Sie holte den Kinderarzt dazu und er erklärte mir, dass Kinder in dieser SSW
23+3 nur sehr kleine Überlebenschancen haben und wenn sie überleben würden, ist die Gefahr
einer schweren Behinderung bei 80-90 %.
Ich, ich sollte entscheiden ob meine Babys leben
sollen oder sterben. Das kann ich nicht, auf keinen Fall, das entscheide ich nicht. Alle in dem
Raum waren angespannt, man merkte, dass sie Angst hatten.
Sie ließen uns alleine. Mein Mann schaute mich an und sagte: "Ich verstehe deine Entscheidung und
ich steh voll und ganz hinter dir, aber bitte lass uns nochmal alles in Betracht ziehen, was auf uns
und unseren Sohn zukommt sollte genau dieser Fall eintreten den keiner hofft."
Nach langem hin
und her entschließen wir uns nun doch dazu, sollten sie vor der vollendeten 24 SSW zur Welt
kommen, erfüllen wir unseren Mädchen den Wunsch über die Regenbogen Brücke zu gehen. Es
sah gut aus, die Wehen ließen nach... um 22:30 Uhr fuhr mein Mann nach Hause, er sollte mich
anrufen sobald er Zuhause sei. Es waren schließlich 45 Minuten Autofahrt.
Um 23:20 Uhr rief er mich an. Er ist Zuhause angekommen, bei mir war alles ok meine Mädchen
strampelte und zappelten.
Um 23:30 Uhr entschloss ich mich dazu noch einmal auf Toilette zu gehen um dann zu schlafen.
Ich stand auf, ging zur Toilette, setzte mich und auf einmal knallte es, meine Fruchtblase ist
geplatzt. Ich schrie, weinte, rief um Hilfe, die Hebamme kam, brachte mich ins Bett, holte die
Ärzte dazu. Die Ärzte schauten mich an, es täte ihnen leid aber sie müssen jetzt ihre Babys zur
Welt bringen. Mir schossen 1000 Gedanken durch den Kopf.
Warum bist du zur Toilette gegangen? Warum bist du nicht einfach liegen geblieben? Warum
möchten meine Mädchen nicht bei mir bleiben? Sind nur 3 der Fragen gewesen die ich mir
gestellt habe. Ok, ich muss meine Mädchen jetzt zur Welt bringen, es tat so weh zu wissen das
sie nicht lange bei mir bleiben.
Um 0:44 war es so weit meine kleine, wunderhübsche Laura kam zur
Welt, sie meckerte kurz, die Hebamme taufte sie und legte sie mir auf die Brust. Sie verstarb
um 0:52 Uhr.
Um 0:58 kam meine wunderschöne Lena auf die Welt, die Hebamme taufte sie
ebenfalls und legte sie mir auf die Brust. Um 1:10 Uhr verstarb dann auch meine kleine Lena. Ich
war nur am weinen. Die Nacht verging, ich nahm Abschied, machte Fotos und rief um 4:00 Uhr
meinen Mann an und erzählte ihm was passiert ist. Es wurde später und später ich nahm
weiterhin Abschied. Um 5:30 brachte die Hebamme mich auf Station. Ich lies meine Babys unten
im Kreißsaal mit der Bitte sie noch hier zu lassen damit mein Mann sich auch noch verabschieden kann. Mein Mann traf um 9 Uhr ein. Ich hatte schon beschlossen nach Hause zu fahren, musste
aber noch warten.
Mein Mann konnte sich dann verabschieden und wir sind dann nach Hause gefahren. Zuhause
las ich dann irgendwann von euch, eurer wundervollen Arbeit, ich habe so geweint, weil ich mir
doch so sehr gewünscht habe auch solche wundervollen Bilder zu bekommen.
Es vergingen viele qualvolle Tage. Auf einmal rief mich unsere Bestatterin an, wenn wir möchten, können wir noch einmal Abschied nehmen von unseren Mädchen. Ich habe meine Chance ergriffen und euch eine Anfrage geschickt. Ihr meldetet euch nur binnen Sekunden bei mir, habt mich Fragen gefragt und wir legten auf. 2 Stunden später rief Oliver Felchner an er würde uns gerne helfen wir verabredeten uns und er kam dann zum Bestatter.
Oliver erklärte uns kurz, wer er war, was er macht und anschließend gingen wir in´s Zimmer wo meine
Engel lagen. Er machte Fotos, sagte wir sollen ihn nicht wahrnehmen und verließ uns, um noch
ganz in Ruhe Abschied nehmen zu können. Nach einer Weile verließ mein Mann das Zimmer, sodass ich nochmal ganz alleine mit meinen Mädchen war. Ich habe mich verabschiedet und verließ
ebenfalls das Zimmer.
Oliver frage uns, ob er nochmal Bilder machen dürfte, natürlich darfst du das. Ca 10 Minuten später kam er raus, fragt uns ob wir die Bilder sehen wollten, ich verneine und sage ich will mich überraschen lassen. Er verabschiedete sich und fuhr nach Hause.
Heute kamen seine Bilder an, liebevoll verpackt in 2 wunderschönen genähten Umschläge. Sie sind so voller Liebe und Trauer, sie sagen so viel aus.
Ich möchte mich ganz herzlich bei euch bedanken, bedanken dafür, dass es euch gibt. Die Bilder
sind eine Erinnerung die uns niemand mehr nehmen kann.
Ich werde so vielen Menschen von euch erzählen wie ich kann.
Danke
Am 26. Dezember kommt der 2. Teil, dann aus Sicht des Fotografen.
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