Zwei Handybilder von Fred

Zwei Handybilder von Fred

So richtig weiß ich gar nicht wie ich anfangen soll.

Im Januar und Februar 2017 hatte ich bereits zwei frühe Fehlgeburten.
Dann dauerte es, bis ich erneut schwanger wurde.
Im November 2018 hielt ich dann endlich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Ich hatte seit Beginn Blutungen, mal mehr, mal weniger.
Ab der 12. Woche dann plötzlich keine Blutungen mehr.
Gut, dachten wir, jetzt kann nichts mehr schief gehen. Es passiert ja nur was bis zur 12. Woche sagt man immer.
Aber so kann man sich täuschen.
In der 20. SSW hatte ich plötzlich eine kleine Blutung und Rückenschmerzen, also ab in die Rettungsstelle. Da wurde geschallt, alles super, sind halt Rückenschmerzen wurde gesagt. Die Blutungen waren nach 2 Tagen auch wieder weg.
Dann 21+5, ich war bei meiner Frauenärztin, da ich wieder eine Blutung seit dem Vorabend hatte, sie schallte. Alles super, sie sagte ich solle mich schonen. Das tat ich.
Dann bekam ich in der Nacht plötzlich Schmerzen, ich konnte nicht richtig liegen, nahm Magnesium. 3 Stunden später wurde ich wieder wach, ging zur Toilette und beim abwischen plötzlich Blut, viel Blut, recht wässrig. Also fuhr ich in die Rettungsstelle. Ich sagte noch zu meinem Mann, naja die werden mich bestimmt da behalten bis die Blutungen weg sind. Da ahnte ich nicht, das es der schlimmste Tag in unserem Leben werden soll.
Ich wurde untersucht, verlor nachweislich Fruchtwasser. Ich hatte Angst. Mein Mann kam dann hinzu, nachdem ich ihn anrief das es schlecht aussieht. Dann warteten wir auf Verlegung. Uns wurde bereits gesagt, das wir unseren Sohn verlieren würden. Wir warteten und warteten, ich bekam dann plötzlich Wehen und musste um Wehenhemmer kämpfen. Dann haben wir der Ärztin gesagt, wir möchten in das Krankenhaus....., sie rief dort an (es vergingen schon 3 kostbare Stunden, da das Krankenhaus, welches sie anrief nicht antwortete). Sie kam und sagte, daß Krankenhaus.... (welches wir gewählt haben) nimmt uns und das andere hat eh abgelehnt. Wumms,das saß. Nun wurde ich mit dem RTW im Eiltempo verlegt. Mein Mann fuhr hinterher.
Wir waren im KH unserer Wahl. Sie schallten, untersuchten mich und sagten, der Muttermund sei bereits offen. Der Gebärmutterhals keinen cm mehr vorhanden, es hätte alles schon eher auffallen müssen.
Wir haben folgende Möglichkeiten: den Muttermund zunähen lassen, was evtl gefährlich wäre, da man noch nicht wisse ob ich eine Infektion habe. Oder ich bleibe liegen und schaue was passiert, abwarten. Oder wir entscheiden uns gegen unseren Sohn und der Wehenhemmer wird abgesetzt und es kommt zur Geburt. Mein Mann und ich waren so überfordert, aber uns war klar, ein Kind in der 22. Woche, das kann doch nicht gesund auf die Welt kommen. Wir redeten noch mit einem anderen Arzt, er sagte das er es nicht überleben wird. Die OP mit dem Verschluss gefährlich werden kann, da die Fruchtblase, die bisher nur einen Riss hatte, beschädigt werden könnte, Fred bereits mit den Füßen im Geburtskanal liegt und sie ihn hochschieben müssen und weiterhin unklar ist, ob ich eine Infektion habe. Wir entschieden uns schweren Herzens gegen Fred und für mein Leben, wir wollten nicht egoistisch sein und aus einem gesunden Kind ein krankes machen.
Der Wehenhemmer wurde abgemacht, und eine Stunde später gebar ich ihn mit Unterstützung meines Mannes, einer Schwester und einem Arzt auf meinem Zimmer. Die Wehen waren Schmerzvoll, die Geburt war trotz der Umstände schön, ich spürte Fred auch recht lange, dann plötzlich nicht mehr. Um 14:05 Uhr am 28.03.2019 gebar ich Fred still. Er kam mit 28 cm und 445 Gramm und war wunderschön.
Ich kam dann in den OP und danach aufs Zimmer, wo mein Mann wartete. Es war so grausam. Wir konnten Fred dann sehen, mein Mann wollte erst nicht. Dann überwand er sich doch. Als er ihn sah, weinte er. Ich sah ihn zum ersten Mal weinen. Wir betrachteten Fred weinend und waren erstaunt wie sehr er nach Baby aussah, unser Baby. Wir ließen ihn uns nochmal in der Nacht bringen, hatten Fotos mit dem Handy gemacht. Wir wussten nicht das es euch gibt, sagte uns auch keiner. Am nächsten Tag konnten wir nach Hause, mein Mann durfte über Nacht bei mir bleiben. Bevor wir gingen, haben wir uns Fred bringen lassen und verabschiedeten uns von ihm, er wurde gekühlt, das war so komisch und schmerzhaft. Wir gingen also ohne Baby vorbei an der Storchentafel mit den Namen der Neugeborenen. Ich habe bitterlich geweint, so sehr geweint wie in meinem ganzen Leben nicht.
Wir wurden dann am Ausgang empfangen von meiner Schwägerin und meinem Schwager, mein Mann fiel seinem Bruder laut weinend in den Arm, ich fiel meiner Schwägerin in den Arm. Die Wochen vergingen und ich dachte und hoffte alles sei ein Alptraum.
Dann im Juli 2019, ich testete wieder positiv, ungeplant, geplant wie ich immer sage. Unser Regenbogenmädchen machte sich auf den Weg. Es war eine komplizierte Schwangerschaft mit Blutungen, Krankenhausaufenthalten und der OP für den frühen totalen Muttermundverschluss (Fred haben wir nämlich aufgrund einer extremen Muttermundschwäche verloren, ich hatte keine Infektion). Unser Regenbogenmädchen kam am 20.03.2020 kerngesund und gut beschützt von ihrem Sternenbruder auf die Welt. Am 28.03.2020 waren wir nun zu dritt an Fred seinem Grab. Ein komisches Gefühl, denn ohne den Tod von Fred gäbe es sie nicht. Es ist schwer zu realisieren und zu akzeptieren. Jedoch bin ich unglaublich stolz, stolz nochmal den Mut gehabt zu haben und allen Widrigkeiten getrotzt zu haben.
Nun liegt sie in unserer Mitte, schlafend mit dem gehäkelten Fred über uns. Und ihrem Bruder sieht sie sehr ähnlich.
Oh je, das ist jetzt lang geworden, ich hoffe es kann trotzdem veröffentlicht werden, denn kürzen kann ich nichts. Wir hätten gerne tolle sternenkinder fotos von Fred gehabt von euch. Die sternenkinder fotografie ist so wichtig. Wir Zum Glück habe ich den Mut gehabt und mit meinem Handy zwei sternenkinder fotos gemacht, so habe ich wenigstens eine bildliche Erinnerung an Fred.

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