Als mein Freund und ich zusammen kamen, sprachen wir recht schnell über das Thema Kinder, da mir mit 19 bereits gesagt wurde die Chance auf natürlichem Weg schwanger zu werden ist sehr gering.
Dennoch durften wir schon 6 Monate später am 01.05.2015 positiv testen.
Unser Sohn kam dann am 21.12.2015 gesund und munter zur Welt.
Für uns stand aber schon von Anfang an fest: wir wünschen uns 2 Kinder.
Nach 2 Jahren entschieden wir uns dann es noch einmal zu versuchen. Wieder durfte ich schon nach 6 Monaten positiv testen, am 09.02.2018 war ich so glücklich das ich mir bereits alles mit unserem 2. Wunder ausmalte.
Es wurde recht schnell noch vor der berüchtigten 12. Woche bekannt und alle freuten sich auf den Nachwuchs.
Diese Schwangerschaft war etwas anstrengender als die mit unserem großen. Ich hatte recht schnell mit starker Übelkeit und Erbrechen zu tun, dazu kamen Schmerzen im Becken und Steißbein (eine frühe Symphysenlockerung).
Doch unserer kleinen Kaulquappe ging es gut und das war die Hauptsache.
Ich hatte oft die Angst ihn zu verlieren, habe teilweise sogar davon geträumt anderen sagen zu müssen das unser Baby von uns gegangen ist.
Am 23.04.2018 bei der 16+4 SSW hatten wir einen Termin zum Babyfernsehen, ich freute mich riesig darauf unseren Zwerg zu sehen.
Die Ärztin schallte und erzählte erst fröhlich was es so zu sehen gab, doch irgendwann wurde sie ruhiger. Immer wieder sah sie sich das kleine Köpfchen an, schon alleine die Stille machte mich verrückt.
Als sie dann endlich mit der Sprache rausrückte meinte sie das unser Baby zu viel Flüssigkeit im Kopf hätte, das könne alles normal sein aber sie hätte es gerne abgeklärt und ich sollte zur Feindiagnostik gehen.
Schon am Tag danach war ich in der anderen Praxis um den Befund abklären zu lassen. Dieser Tag riss mir den Boden unter den Füßen weg.
Bereits nach den ersten 10min sah mich der Arzt an und erklärte mir mit einem mitleidigen Blick das es nicht gut aussieht.
Unser Baby hatte kaum Gehirnmasse, weder vom Groß- noch vom Kleinhirn war viel zu sehen. Außerdem war der Balken nicht geschlossen und es hatte eine eingedrückte Nasenwurzel. In der Praxis konnte ich mich noch zusammenreißen, es flossen immer wieder Tränen und ich wurde zur Genetikerin weiter geschickt.
Im Auto brach ich quasi zusammen, bekam keine Luft mehr. Ich schrie innerlich und konnte nicht verstehen was da gerade passierte. Wir hatten doch schon einen gesunden Jungen, warum nur passierte das uns.
Wir beschlossen abzuwarten, mit der Genetikerin und meiner Ärztin zu sprechen, doch unsere Hoffnung wurde immer mehr zerschlagen.
Unser großer Sohn bekam bereits viel mit, er war schon immer sehr feinfühlig und sensibel. Er wusste von seinem Geschwisterchen und legte oft den kopf auf meinen Bauch, sagte Hallo Baby und machte Musik indem er mit den Fingern auf dem Bauch tippelte.
Ich war seit Tagen nur von Arzt zu Arzt gerannt, war nervlich komplett am Ende und musste doch stark sein.
Mein Freund war leider bei keiner der Untersuchungen und Gespräche dabei. Auch die Fruchtwasserpunktion die ich noch über mich ergehen lassen musste, musste ich alleine durchstehen.
Es war eine der schlimmsten Erfahrungen und ich hatte die ganze Zeit über einfach nur Angst um mein Baby.
Die Fruchtwasserpunktion ergab nichts genaues, doch die Ärzte gaben uns keine Hoffnung.
Unser Baby wäre nicht lebensfähig gewesen, wäre im Laufe der Schwangerschaft zu den Sternen gereist oder spätestens in unserem Armen nach der Geburt.
Wir entschlossen uns dann unsere Kaulquappe gehen zu lassen.
Die Tage danach waren noch einmal nerven aufreibend. Es ging immer hin und her vom Frauenarzt zur Klinik und wieder zurück. Andauernd hat irgendwas gefehlt oder war nicht der richtige Schriebs.
Am 03.05. bekam ich dann meinen Freund dazu mit mir zum Frauenarzt zu gehen um noch einmal nach einem Ultraschall zu fragen.
An diesem Tag erfuhren wir das unsere kleine Kaulquappe ein Junge war. Noch in der Praxis bekam er den Namen Aaro.
Er war unser Kämpfer.
Ich bekam die Ärzte im Krankenhaus dazu uns noch ein Wochenende Ruhe zu geben, die Zeit als Familie zu genießen.
Ich schrieb Dein-Sternenkind und bekam innerhalb weniger Minuten einen Anruf.
Nicht viel später meldete sich dann auch schon die Fotografin, mit der ich ein paar Details besprach und ausmachte das meine Hebamme sich bei ihr meldet sobald unser Sohn auf der Welt wäre.
Wir verbrachten den Vatertag im Park mit unseren Freunden, waren am 11.05. im Zoo mit unserem großen, seiner Tante, seinem Onkel und seiner Cousine.
Der letzte Tag Zuhause war dann der 13.05. Muttertag. Ich durfte unseren kleinen Kämpfer spüren, durfte seine zarten Tritte spüren bevor sie für immer weg wären.
Am 14.05.2018 war der Tag da, ausgerechnet da bekam unser großer Fieber und hat viel geweint. Er bekam ja mit das irgendwas nicht stimmte und Mama Sachen packte. Er sollte bei seiner Tante und seinem Onkel bleiben solange ich im Krankenhaus war.
Es brach mir das Herz ihn so alleine zu lassen, nicht bei ihm sein zu können.
Doch ich fuhr los obwohl ich lieber ganz weit weg gefahren wäre. Vor dem Krankenhaus erwartete mich meine Hebamme.
Eine Frau die meinen größten Respekt hat. Sie hat uns von Anfang an beigestanden, hat ohne zu zögern angeboten uns zu begleiten. Sie war beim Vorgespräch dabei und nun auch so lange bis wir diesen Tag geschafft hatten.
Eigentlich begleitete sie seit Jahren keine Geburten mehr und war trotzdem sofort bereit uns zu unterstützen.
Wir meldeten uns an, ich musste mich umziehen und schon bald bekam ich das erste Zäpfchen was die Stille Geburt einleiten sollte.
Ich konnte noch lachen, frei erzählen und meine Hebamme erleichterte mir die Zeit so gut sie konnte.
Später kam auch mein Freund zu uns als die Wehen langsam anfingen.
Durch meinen vorangegangenen Kaiserschnitt konnten sie nur langsam einleiten.
Immer wieder durfte ich zwischendurch Aaro's Bewegungen spüren, wir würden diesen Kampf zusammen durchstehen.
Irgendwann kamen dann die Blutungen und mir wurde wirklich bewusst was hier passierte. Von da an flossen die Tränen immer wieder.
Um 21Uhr mussten mein Freund und meine Hebamme dann gehen.
Ich war also die ganze Nacht alleine.
Am nächsten Tag bekam ich, nachdem die Fruchtblase geöffnet wurde, einen Wehentropf um die Wehen noch mal richtig anzufachen.
Am 15.05.2018 um 11:45 Uhr kam unser Sohn dann in der 19. SSW mit der Hilfe der Ärztin nach 24h Kampf auf die Welt.
Still.
Denn sein kleines Herz das von Anfang an so stark geschlagen hatte, hat irgendwann aufgehört zu schlagen.
Aaro wog 228g und war 20cm groß.
Wir durften ihn eine Viertel Stunde bei uns behalten bis ich in den Op zur Ausschabung musste. In dieser Zeit kuschelte meine Hebamme ihn in die Decke und das Körbchen ein welches meines Oma mit viel Liebe für ihn gestrickt hatte.
Unsere Fotografin von Dein-Sternenkind kam um wunderschöne Erinnerungen von unserem Engel zu machen. Ich war schon dort unendlich Glücklich die Möglichkeit zu haben Bilder von ihm machen lassen zu können.
Als ich dann aus der Narkose wach wurde war mein erster Gedanke mein Sohn.
Ich wurde auf ein Zimmer gebracht und bekam dann mein Kind wieder, die ganze Zeit über hatte meine Hebamme über ihn gewacht wofür ich ihr unendlich dankbar bin.
Auch von diesem Moment haben wir wunderschöne Fotos bekommen die jede Emotion eingefangen haben. Die Trauer ebenso wie die unendliche Liebe. Man bemerkte Lydia kaum die im Hintergrund leise knipste.
Leider mussten wir uns recht schnell von unserem Sohn verabschieden und am nächsten Morgen hatte ich nur einen Gedanken: Ich will mein Kind zurück.
Ich schrieb meiner Hebammen ob sie bei unserer wundervollen Fotografin nachfragen könnte, ob ich nicht vorab ein Foto bekommen könnte.
Es dauerte nicht lange und ich bekam 3 wundervolle Fotos von unserem Engel.
Ich war so glücklich ihn wenigstens so ansehen zu können und die restlichen Bilder bekamen wir dann auf einer CD.
Ich habe dank ihm so wunderbare Menschen und Organisationen kennengelernt und im Herzen wird er ewig bei uns sein!
Ich danke euch von Dein-Sternenkind von ganzem Herzen das ihr solche einzigartigen Erinnerungen schafft und ganz besonders möchte ich unserer Fotografin Lydia danken. Sie war nicht nur an diesem schweren Tag an unserer Seite sondern hatte auch danach ein offenes Ohr für mich und hat uns sogar zur Beisetzung unseres Sohnes begleitet. Ihr macht einen unglaublich wichtigen und wundervollen Job!
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