Die Reise des kleinen E.

Die Reise des kleinen E.


Vor einiger Zeit erreichte uns die Anfrage für einen Sternenkindeinsatz. Eine Familie benötigte unsere Hilfe und da ich gerade verfügbar war, rief ich kurzer Hand die Eltern an. Ich telefonierte sehr lange mit einer sehr liebevoll klingenden Mama. Sie erzählte mir von ihrem Termin im Krankenhaus und das sie bald stationär aufgenommen wird. E. hatte eine sehr schwere Hirnfehlbildung und war nicht lebensfähig. Bis zu dem Aufnahmetag hielten die Mama und ich Kontakt. Wir schrieben uns und manchmal telefonierten wir auch. Dann war es soweit. Der kleine E. war geboren worden.
Ich telefonierte mit den Eltern und wir machten uns eine Zeit aus, wo ich zu ihnen kommen würde. Ich wollte den Eltern die Möglichkeit geben, bis zu meinem Eintreffen noch etwas Zeit mit E. zu verbringen. Gegen Nachmittag fuhr ich dann in die Klinik und wurde bereits erwartet. Nachdem ich mich noch mal bei den Eltern vorstellte, denn bis dato hatten wir uns nie persönlich gesehen, begrüßte ich auch den kleinen E.
E. war zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben und kam auch als Sternenkind auf die Welt. Dennoch ist es enorm wichtig, den Eltern zu zeigen, dass E. genauso behandelt wird, wie jedes andere Kind auch - unvoreingenommen, ohne Berührungsängste, aufgeschlossen und liebevoll. E. war ein wunderschöner kleiner Junge aus der 25.SSW.
Er war perfekt und sah aus wie ein schlafendes Baby. Ich unterhielt mich einige Zeit mit den Eltern und wir sprachen, ob sie sich einige Gedanken gemacht hätten, welche Fotos sie gerne umsetzen würden. Die Mama zeigte mir einige Utensilien wie z.B. selbst gehäkelte Schmetterlinge, einen Schlafsack den sie selbst genäht hatte, einen Schlüsselanhänger mit einem Engelsflügel u.ä. die sie gerne auf einigen Fotos mit drauf hätte.
Ich begann dann mit den Fotos. Wir betteten E. liebevoll und machten einige Fotos von ihm alleine, später dann Bilder auf denen die Mama sein kleines Händchen hielt. Für den Papa war die Situation sehr schwer. Er hielt sich im Hintergrund auf, war sehr ruhig und zwischendurch verließ er mehrfach das Zimmer. Ich versuchte ihn einige Male vorsichtig, in die Fotos einzubeziehen aber es war sehr schwer für ihn, so dass wir nur Fotos mit dem Händchen machten. Während wir die Fotos machten, erzählte die Mama von ihrem Sohn und zog Vergleiche zwischen E. und seinem großen Bruder und E. und seinem Papa.
Von der Station gab es ein kleines aber wunderschönes Körbchen was mit Schmetterlingen verziert war. E. wurde nach der Geburt in diesem Körbchen aus dem Kreißsaal auf die Station gebracht. Wir legten ihn erneut in dieses Körbchen hinein und legten seine Wegbegleiter dazu. Die Eltern legten ihre Herzen aus Holz zu ihm, die sie am Anfang durch mich erhielten. Dies mache ich bei jedem Sternchen. Jedes Kind erhält ein kleines Herz aus Holz. Dieses Herz ist auch auf den Fotos zu sehen, die die Eltern dann später erhalten. Auch die Eltern bekommen Herzen in die sie all ihre guten Gedanken und ihre Liebe hineingeben können. Wenn der Einsatz vorbei ist, tauschen wir die Herzen aus und das Kind erhält die Herzen der Eltern als kleine Weggabe. Die Eltern können dann das kleine Holzherz vom Kind als Erinnerung mit Nachhause nehmen. Da die Eltern kaum die Möglichkeit haben Erinnerungsstücke zu erhalten, sind sie immer sehr dankbar für diese kleine Geste. Nach etwa 1 1/2h verabschiedete ich mich von E. und seinen Eltern. Wie bei jedem meiner Ster- nenkinder, die ich bisher begleitet habe, wünschte ich auch E. eine gute Reise und verließ dann das Krankenhaus. Am Abend setzte ich mich sofort an die Fotos und stellte noch ein mal fest, was für ein wunderschöner kleiner Junge E. doch war.



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