P. ist nicht lebensfähig, so sagte mir seine Mama an einem Dienstag, als ich bei den Eltern anrief, um ihnen zu sagen, dass wir ihren Alarm bekommen haben und ich höchstwahrscheinlich den Einsatz übernehmen werde. Mitwoch Nachmittag meldete ich mich bei den Eltern um zu fragen, ob sie schon im KH sind (das war am Dienstag noch nicht 100%ig klar) und wie es der Zufall wollte, waren sie gerade in dem Moment auf dem Weg in´s Krankenhaus.
Ich habe ihnen nochmals gesagt, dass sie mich jederzeit anrufen dürfen. Es könnte sein, dass P. die Geburt überlebt und dann eben in den Armen seiner Eltern einschlafen darf.
Donnerstag früh um 7:30 Uhr kam dann die Nachricht, dass das Kind geboren sei und ob ich kommen kann. Kurz überlegt, wie ich das jetzt hinkriege... Kids mussten zur Schule, ist ja kein Thema, der Jüngste in den KiGa auch kein Thema, aber der Hund, der Hund kann nicht so lange am Stück alleine bleiben und Gassi waren wir auch noch nicht.
Der Große lief alleine zur Schule, die Mittlere lief mit dem Hund zum Kindergarten und ich hab den Jüngsten samt Fotozeugs (was ich gestern Abend schon vorbereitet hatte) in´s Auto gepackt.
Ruckizucki das Kind abgegeben, Hund in´s Auto gepackt und los ... naja fast, ich bin dann noch eben tanken gefahren und dann ging´s los....
Die Strecke zum Klinikum kenne ich schon fast blind und wieder ist "mein" Parkplatz frei... immer, wenn ich da hinfahre stehe ich an der gleichen Stelle. Kurz nochmal tief durchatmen, ausschalten, dass der Hund im Kofferraum sitzt und evtl. jaulen könnte, immerhin ist es nicht heiß und er ist in seiner Box... es kann nichts passieren...
Der Weg zum Kreißsaal... ich kenne ihn, da sitzen sie, die werdenden Mama´s und warten, dass ein CTG geschrieben wird. Nichtsahnend, dass wenige Türen weiter ein kleiner Junge gestorben ist und ich seine ersten und wohl letzten Bilder machen werde.
Die Hebamme begleitet mich in einen leeren Kreißsaal, in welchem wir die Bilder machen werden. Auf einem kleinen Wagen eine Schale, mit einem bunten Stoffherz und einer brennenden Kerze (wie schön denke ich, wo doch brennende Kerzen in KH normalerweise verboten sind) Während ich meine Kamera auspacke und herrichte, wird die Mama mit Papa und P. hereingebracht. Die Mama liegt im Bett, streichelt den Kleinen, ganz eng sind sie aneinander gekuschelt.
Und P., ja P. sieht aus, als würde er einfach nur schlafen. Er war ca. 5 Minuten am Leben, bevor er in den Armen seiner Mama für immer eingeschlafen ist. Äußerlich hat man erstmal nichts gesehen, was auf einen Defekt hindeuten kann. Nur an den Füßchen konnte man erkennen, dass etwas nicht so ganz gepasst hat, sie waren nach innen gedreht und eine Hand war etwas größer als die andere, aber das war es auch schon. Wenn man nicht gewusst hätte, dass er schon tot ist... man hätte glauben können, er schläft. Und blond war er, ganz viele blonde Haare <3
Die Eltern waren die ganze Zeit am streicheln und sagen, wie sehr seine 4 großen Geschwister (allesamt Mädchen) sich auf ihn gefreut haben und wie traurig sie jetzt sind, dass sie P. nie kennenlernen werden. Aber dass es jetzt ja Bilder von ihm gibt, Bilder, die die Mädels in ihrem Zimmer aufstellen wollen, damit ihr kleiner Bruder immer bei ihnen sein kann.
Die Eltern von P. waren so unheimlich tapfer... das lag aber vielleicht auch daran, dass sie sich auf P.´s Tod vorbereiten konnten. Die Schwestern haben auch seinen Sarg bemalt und die Deckchen für sein letztes Bett ausgesucht...
Heute bin ich wieder mit dem gewohnten Gefühl der tiefsten Zufriedenheit nach Hause gegangen, was so viele von uns beschreiben, wenn man fragt, wie der Einsatz denn war...
Danke kleiner P., dass ich dich kennenlernen durfte <3
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