Krümel: Ein Sternenkind ohne Gesicht?

Krümel: Ein Sternenkind ohne Gesicht?

Der Einsatz für Krümel war im Juni vorletzten Jahres. Die Eltern hatten sich an DSK gewandt, um die ersten und letzten Bilder ihres Sohnes zu bekommen. Bei ihm wurden in der 21.SSW schwerste Hirn und – Gesichtsfehlbildungen festgestellt. Laut Ultraschall würde es so aussehen, als hätte er „kein Gesicht“. Die Eltern hatten klare Vorstellungen, welche Bilder sie wollten. Seine Hände, seine Füßchen und seinen Hinterkopf. Auch hatten sie eine Decke genäht, auf dessen Kopfteil liebevoll der Kosename des Jungen, nämlich „Krümel“ aufgestickt war. In diese sollte er eingewickelt werden. Die Eltern waren sich unklar darüber, ob sie es schaffen bei den zu erwartenden Gesichtsfehlbildungen ihren Sohn anzuschauen, ohne zu sehr traumatisiert zu werden.

Ich habe den Einsatz als Ansprechpartner übernommen und hatte noch mehrere Kollegen, die mit bereitstanden, da man bei einer Geburtseinleitung nie genau weiß, wie lange es bis zur Entbindung dauert.

Für mich stand fest, dass ich alles daran setzen würde, das die Eltern es schaffen, ihren Jungen anzusehen. Selbstverständlich mit Vorsicht und der gebotenen Empathie. Weil ich weiß, wie wichtig dies für die Verarbeitung ist und man dazu nur ein relativ kleines Zeitfenster hat.

Beim ersten Telefonat mit der Mama schlug ich ihr vor auch das Gesicht des Jungen zu fotografieren und diese Bilder in einen separaten Ordner auf den USB Stick zu packen, damit sie sich diese jederzeit anschauen können, wenn sie das Bedürfnis dazu haben oder halt auch niemals. Das fand die Mama gut.

Als der kleine Sternenprinz geboren war, passte es so, dass ich selbst den Einsatz übernehmen konnte. In der Klinik brachte mich eine Schwester zu den Eltern. Wir besprachen, dass ich Krümel erst mal alleine fotografiere und ihn dann komplett in seine Decke eingewickelt zu ihnen bringe und wir dann schauen, was wir noch machen oder auch nicht.

Die Schwester brachte mich in einen separaten Raum und holte dann das Kind. Wir verabredeten, dass ich klingele, wenn ich soweit bin. Ich begrüßte den kleinen Bub und sagte ihm, dass wir nun schöne Bilder für Mama und Papa machen, bevor er seine erste und letzte Reise antritt. Ich konnte mir im Vorfeld nicht vorstellen wie „kein Gesicht „ aussehen sollte. Aber Krümel hatte ein Gesicht. Anders ja, aber definitiv ein Gesicht. Er hatte Augenbrauen und geschlossene Augen. Auch eine kleine Nase war erkennbar. Ok, sein Mund war ungewöhnlich. Er hatte eine extreme Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. Unabhängig von den schweren Hirnfehlbildungen wäre alleine damit eine natürliche Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme unmöglich gewesen.

Ich machte Bilder von dem kleinen Schatz. Ich habe immer ein paar Accessoires dabei, die ich mit fotografiere und die dann bei den Eltern oder auch bei dem Kind bleiben.

Dann wickelte ich ihn komplett in seine Decke, holte die Schwester und wir gingen zu den Eltern. Die Schwester ließ uns dann wieder alleine. Die Mama nahm das kleine Bündel auf den Arm. Zusammen mit ihrem Mann öffneten sie langsam und vorsichtig das Deckchen im Fußbereich und bestaunten die kleinen Krümelfüße. Dazu später noch mehr. Dann legten sie Bauch und Hände frei. Krümel hatte hübsche kleine zarte Händchen. Während alldem machte ich Fotos.



Dann sagte die Mama fragend in den Raum, ob sie es wagen sollen ihn komplett aufzudecken oder nicht. Ich sagte, dass es wirklich nicht so schlimm aussieht und ob sie erst mal auf meinem Kameradisplay schauen möchten. Dies bietet ja noch etwas Distanz. Sie bejahten. Ich suchte das Foto mit Krümels Gesicht heraus und hielt es den Eltern hin. Sie sahen sich das Bild an und waren auch der Meinung das es nicht so schlimm ist, wie erwartet. Sie nahmen allen Mut zusammen und deckten den kleinen Bub komplett auf. Das, was mir beim Fotografieren durch den Kopf ging, sprach die Mutter aus: „So hättest Du nicht leben können“ …...

Ich war unglaublich froh, dass die Eltern es geschafft haben sich ihren Sohn anzuschauen, und nicht nur das, sie hielten ihn im Arm und streichelten ihn.

Kleiner Krümel, auch ich werde Dich niemals vergessen und ich bin dankbar, dass ich Dich kennenlernen durfte.

Der kleine Krümel hat einen Instagram Account. Die Fußabdrücke, die in der Klinik gemacht wurden, haben die Eltern zigfach als Aufkleber ausgedruckt. Familie, Bekannte und Freunde nehmen die Füßchen mit in die Welt, machen ein Foto mit Ortsangabe, dann wird es hochgeladen. Eine schöne und liebevolle Idee den kleinen Sternenprinz reisen zu lassen. 

sternenkinderfotografie, sternenkinderfotos, sternenkind fotograf, sternenkindfotograf, sternenkinderfotograf, fotos sternenkind , fotos sternenkinder, dein sternenkind, sternenkinder fotos, sternenkinder fotograf, sternenkinder fotografie, sternenkind fotos, sternenkinderfotografien, sternenkinder fotografien, fotografien sternenkinder, stille geburt


___________________________________________________________________________________

Dein-Sternenkind - es ist nicht erlaubt, diese Texte zu kopieren und sie an anderer Stelle zu verwenden!

Gewinner des Publikumspreises 2017 vom




Gewinner Publikumspreises 2017 Smart Hero Award