Lina lernt kochen

Lina lernt kochen

"Mit deinem Uropa kannst du Fußball gucken, mit dem anderen Uropa Pilze sammeln und deine Uroma wird dich kochen lernen - ungarisch - und wenn wir (Mama und Papa) dann irgendwann kommen, dann feiern wir alle zusammen ein großes Fest.“

Lina ist ein kleines Mädchen deren Mama in der 32. SSW merkte, dass irgendetwas nicht stimmt. Es waren keine Kindsbewegungen zu spüren - zunächst hat Linas Mama versucht sich selbst zu beruhigen, denn es heißt ja immer, dass die Kleinen gegen Ende der Schwangerschaft nicht mehr so viel Platz haben, um sich zu bewegen. Vielleicht ist Lina in der Nacht aber selbst nur müde und möchte die Mama ungestört schlafen lassen. Am Morgen war dann aber das beängstigende Bauchgefühl überdeutlich - da stimmt was nicht!

Mama und Papa fuhren sofort ins Krankenhaus, es wurde ein CTG gemacht und ja...da war nur ein Rauschen - Linas Mama wusste es - keine Herztöne. Aber noch kam von Seiten des Personals keinerlei Aussage in diese Richtung - es sollte noch ein Ultraschall gemacht werden und wieder war es Linas Mama, die zuerst sprach - kein Herzschlag…. und da dann die Stimme des Arztes, dass er das leider nur bestätigen kann. Für die Eltern brach ihre Welt zusammen... von jetzt auf gleich alle Träume in die Zukunft zerstört....

Die kleine Lina hat mich gerufen, mich als ihre Fotografin ausgewählt - so empfinde ich und auch einige andere Fotografen das oft. Die Geburt wurde eingeleitet und meine Zeit lies es die nächsten Tage weitestgehend zu, dass ich diesen Einsatz übernehmen konnte. Im Rücken wusste ich tolle Kollegen als Backup die sich gemeldet hatten für den Fall, dass mir doch etwas dazwischen kommt.


Während der Einleitungstage hat Linas Papa mich immer vorbildlich auf dem Laufenden gehalten und es entstand ein äußerst angenehmer Kontakt. Man fühlte sich nah und verbunden.
Als ich am Montagmorgen dann noch im Bett liegend auf mein Handy schaute, war da die Nachricht, die mich informierte.... Lina wurde in der Nacht geboren. Es wäre schön, wenn du gegen 10 Uhr kommen würdest, die Nacht war ziemlich kurz.

Ich hatte nun schon einige Einsätze und meist ist der Moment, in dem man auf die Eltern trifft der, der mich im Vorfeld am meisten beschäftigt. Weil man nie einschätzen kann, was einem da an Emotionen entgegenkommt. Manchmal wirken die Eltern recht gefasst, auch weil sie sich eben noch in dieser Seifenblase befinden, in diesem Ausnahmezustand, in dem sie zunächst eingekehrt sind und in dem sie wie gefangen scheinen...sie haben noch nicht realisiert.

Ein anderes Mal trifft man auf Eltern, die ihren Schmerz und all die Trauer nach außen lassen und Tränen fließen in Bächen.
Dann wieder trifft man Eltern, die diesen großen Verlust und die Situation schon angenommen- sich intensiv damit auseinandergesetzt haben und die in diesem Moment neben all der Trauer aber auch einfach nur glücklich und stolz sind, Eltern geworden zu sein und ihr Kind nun endlich im Arm halten zu dürfen.

Bei Linas Eltern habe ich mir über das erste Aufeinandertreffen überhaupt keine Gedanken gemacht, weil es sich angefühlt hat, als würden wir uns schon lange kennen und welche emotionale Stimmung mich erwarten würde war irgendwie egal. Ich wusste tief in mir drin, dieser Moment wird von einer Art Leichtigkeit unterstrichen sein - trotz all der Schwere. Und so hat es sich dann auch bewahrheitet.

Nachdem ich die Eltern begrüßt hatte, erzählte Mama mir gleich ausführlich was passiert war. Der Weg in die Klinik, wo dann festgestellt wurde, dass Linas Herzchen einfach aufgehört hatte zu schlagen, und dass Lina – weil es plötzlich ganz schnell ging – im Zimmer und nicht im Kreißsaal geboren wurde.

„Und da lag sie dann neben mir…. Im Vorfeld hatten wir ein wenig Angst davor unser Kind zu sehen, denn schließlich war Lina ja schon seit ein paar Tagen tot und wir hatten keine Vorstellung davon, inwiefern sich das zeigen würde. Doch dann war es einfach nur schön. Wir waren Eltern geworden und konnten nun unsere Tochter sehen. Sie anfassen und streicheln…Da war sie, unsere Lina. Wir waren zu dritt. Und ich war einfach nur glücklich in diesem Moment,“ erzählte die Mama.

Ein Körbchen, bedeckt mit einem Handtuch wurde hereingebracht und auf dem Tisch abgestellt. Wie ich das immer mache, habe ich natürlich auch dieses Mal wieder die kleinen Holzherzchen mitgebracht und habe Mama und Papa eines in die Hand gelegt, ihre Finger darum geschlossen und ihnen gesagt, dass sie da nun all ihre Liebe, ihre Gedanken und Wünsche für Lina hineinlegen dürfen. Und wie so oft...ist das ein Schleusenöffner und die Tränen...gute Tränen fließen....

Da Mama und Papa keine Anzeichen zeigten, Lina aufdecken zu wollen (oder zu können) habe ich gefragt, ob ich mal gucken und Lina aufdecken darf. Ich durfte – (und ich sollte wahrscheinlich)

Ich habe in ein so süßes Gesichtchen gesehen, die Lippen etwas dunkel, das Näschen ganz goldig, ein zarter Flaum von Haaren hat das Köpfchen bedeckt, das leicht verschoben war und ich sah ein wunderhübsches Händchen, was ich dann auch laut ausgesprochen habe: „Ohhh was für ein schönes Händchen Lina hat…!

Hallo Lina, ich bin Birgit. Sag mal, was machst du denn für Sachen?" hab ich sie gefragt und hörte im Hintergrund Papas schluchzen.

Lina hat dann auch 2 Herzchen bekommen, die ich ihr an ihr hübsches Händchen gelegt habe – so nehmen die Herzchen etwas von Linas Seele auf. Später - wenn die Eltern sich endgültig verabschieden von ihrer kleinen Zaubermaus, werden die Herzchen getauscht.

Viele schöne Fotos konnte ich machen und ab und an musste ich auch schlucken - z.B. als Mama Linas zauberhafte Füßchen kitzelte von dem Wort 'Killekille' begleitet - wie schön wäre es gewesen, wenn Lina auf die Kitzelei reagiert hätte... leider blieb Lina natürlich regungslos....

Es gab traurige und heitere Momente, es wurde geweint und es wurde gelacht. Wir haben noch eine Weile geredet und ich war fasziniert von diesen beiden Menschen, die so groß sind in ihrer Trauer und die mir tiefe Einblicke in ihr Denken und in ihre Seele gewährten.

Lina wurde zurück in den Kreißsaal gebracht und die Eltern, die sich dann am Abend noch einmal - ganz allein und ganz für sich, von ihrer Tochter verabschieden möchten, wollten mich gerne noch bis zum Auto begleiten. Im Fahrstuhl standen die Eltern Hand in Hand an die Wand gelehnt, als der Papa sagte: „Uff… ich merke gerade ganz deutlich wie etwas von mir abfällt… ein Druck. Ich spüre eine große Erleichterung… nun ist es ganz sicher, dass es niemals passieren kann, dass ich meine kleine Tochter vergesse. Alle Details von Lina, unser Kind, unsere gemeinsame Zeit mit ihr - festgehalten für immer…“


Wieder hatte ich einen Kloß im Hals und die Gewissheit als warmes Gefühl im Herzen, dass es sooo wichtig und so richtig ist, was ich und alle anderen Sternenkind-Fotografen da tun.

Und nachdem ich ein paar Tage später den Eltern ihr Päckchen mit den Bildern übergeben hatte, erreicht mich am Abend die Nachricht der Mama:
Hach Birgit... das hast du so schön gemacht!
Der Brief hat uns tief berührt und die Bilder sind einfach wundervoll... wenn ich die Bilder sehe, habe ich das Gefühl, dass in dem Moment der Entstehung die Zeit still stand und ich beim Betrachten wieder in den Moment zurückversetzt werde... Natürlich war das Anschauen gerade sehr tränenreich und wird es wahrscheinlich jedes Mal sein, aber das ist gut so....für uns....So findet unsere überwältigende Liebe für unsere Tochter ein Ventil und kann im wahrsten Sinne überfließen.
Zwischen Lina, dir und uns ist eine tiefe Verbundenheit, ein Band das nicht mehr getrennt werden kann!

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